Filmreifes Drama im Berliner Axel-Springer-Hochhaus – JFK-Gründerteam „UniqueNature“ holt sensationell den 1. Platz bei „Startup Teens Challenge“ – John F. Kennedy Schule Esslingen

Bericht von Laura Ihring und Tim Langer

23.06.2022, Stuttgart: Da unser Zug bereits um 07:17 Uhr ging, waren wir an diesem Donnerstag schon früh auf den Beinen. Die meisten von uns hatten nicht viel geschlafen, denn die Gedanken an die nächsten zwei Tage gaben unseren Körpern immer wieder Adrenalinstöße. Zum ersten Mal hatte es mit uns ein Team der John-F.Kennedy-Schule geschafft, nicht nur unter den Top 10 beim „Deutschen Gründerpreis für Schüler“, sondern auch unter den Top 3 in einer Kategorie der „Start-Up Teens Challenge“ zu landen. Konkret bedeutete das für uns: zwei Siegerehrungen innerhalb von zwei Tagen.

Monate zuvor hatten wir als Team, bestehend aus Gentiana Beka, Laura Ihring, Adisa Krasniqi, Tim Langer und Hannah Wipfler im Rahmen des Seminarkurses an der JFK das Unternehmen „UniqueNature“ gegründet. Um unsere Umwelt vor der zunehmenden Verschmutzung durch Müll und Mikroplastik zu schützen, hatten wir gemeinsam mit Experten eine Agrarfolie entwickelt, die sich nicht nur selbst zersetzt, sondern durch eingearbeitete Mineralien zudem den Boden düngt.

Die Reise mit dem Flixtrain war ein zweifelhaftes Vergnügen. Nach einer achtstündigen Odyssee mit ungeplanten Aufenthalten, technischen Problemen und fehlender Klimaanlage kamen wir aber letztendlich doch in der Hauptstadt an. Dort machten wir uns prompt auf den Weg zu unseren Apartments, die uns unser Unternehmenspate Wilfried Suckut, der Geschäftsführer des Immobilen-Unternehmens Metzger & Co, zu unserem großen Glück kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.

Nach einer kurzen Entdeckungstour über den Kurfürstendamm, ging es für uns vor den Laptop und damit zur digitalen Preisverleihung des DGPS. Wir waren aufgeregt und als nach einer gefühlten Ewigkeit der Countdown begann, war die Spannung kaum mehr auszuhalten. Auf die Bekanntgabe der Plätze 10, 9, 8 und 7 folgte eine viel zu lange Pause, dann die Plätze 6, 5 und 4 – noch immer waren wir nicht aufgerufen worden. Wir hielten uns an den Händen und waren froh, dass wir uns als Team hatten. Mittlerweile hatte auch unser Zimmer eine Temperatur erreicht, die mit Sicherheit weit über der Norm für Preisverleihungen lag. Unglücklicherweise hängte sich der Stream genau in dem Moment auf als uns der dritte Platz verliehen wurde und wir bekamen unseren Namen nur noch in ein paar Wortfetzen mit. Dennoch war es ein unglaubliches Gefühl, soweit gekommen zu sein.

Als sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, holten wir unseren Coach Tobias Schneckenburger, der uns zu unserer Unterstützung nach absolvierten morgendlichen Terminen Hals über Kopf nachgereist war, vom U-Bahnhof ab. Zur Feier des Tages gingen wir gemeinsam zum Pizzaessen mit der Absicht, den Abend langsam ausklingen zu lassen. Viel zu schnell wurden wir aber wieder von der Realität eingeholt. Anstatt uns nach der Preisverleihung auf einen mentalen Höhenflug zu begeben, führten wir unserem Coach unseren Pitch vor – und bekamen ein schonungslos ehrliches Feedback. Aussagen wie „es fehlt euch noch an Passion“ und „ihr braucht einen richtigen Knaller“ sind uns im Gedächtnis geblieben. Gemeinsam zerlegten wir unseren Pitch nochmal in Einzelteile, führten bis ein Uhr nachts Korrekturen durch und nahmen Ergänzungen vor. Müde aber dann doch wieder voller Zuversicht für den nächsten Tag gingen wir schlafen.

24.06.2022, Berlin: Dann war der Tag unseres großen Auftritts angebrochen. Vor dem mächtigen Axel-Springer-Gebäude kamen wir uns – lediglich „bewaffnet“ mit einem Schälchen Erdbeeren, das uns den gewünschten „Knalleffekt“ verschaffen sollte – doch wieder verdammt klein vor. Nach kleineren Verzögerungen infolge eines falsch positiven Corona-Tests inklusive Nachtestung eines unserer Teammitglieder, absolvierten wir den Sicherheitscheck und fuhren eindrucksvolle 19 Stockwerke nach oben.

Hier tauchten wir in eine neue Welt ein. Mit bestem Ausblick auf Berlin lernten wir die unterschiedlichsten Leute kennen und tauschten uns mit anderen Finalisten aus. Man merkte gleich, dass Spannung in der Luft lag und alle letztendlich das gleiche Ziel hatten: Gewinnen. Gerade Zwischen den Teams in denselben Kategorien konnte man die misstrauischen Blicke oftmals spüren. Auf der Bühne hörten wir Vorträge von den Sponsoren und Organisatoren (Flixtrain, Welt und Simpleclub). Wir waren in Gedanken jedoch bereits bei unserem Pitch, den wir nach dem Ende der Vorträge ein letztes Mal durchsprechen wollten.

Doch dann kam alles anders als geplant. Als wir bereits vor dem uns zugeteilten Raum warteten, sprintete eine der Organisatorinnen auf uns zu und teilte uns mit, dass Laura ihre „Maske aufziehen und das Gebäude verlassen“ müsse. Wir zählten eins und eins zusammen und waren am Boden zerstört. Es waren jetzt noch 10 Minuten bis zu unserem Pitch und uns fehlte plötzlich ein Teammitglied. Doch nach dem ersten Schock versuchten wir trotz allem, cool zu bleiben. Während sich Herr Schneckenburger um Laura kümmerte, fragten wir bei unserem Konkurrenzteam „VoltVoyage“, das am Vortag den „Gründerpreis“ gewonnen hatte, an, ob sie mit uns das Zeitfenster tauschen würden. Dieses stimmte dankenswerterweise zu, was uns 20 Minuten verschaffte, um unseren Auftritt umzuorganisieren.

Mit den Gedanken noch bei Laura, traten wir vor die 10-köpfige Jury. Doch dann pitchten wir als hätten wir nie etwas anderes getan. Wir überraschten die Jury mit unseren Erdbeeren, machten unsere Message klar („wir ersticken im Müll“) und zeigten, dass wir für unser Produkt brennen. Jedes Teammitglied wuchs über sich hinaus und wir ergänzten uns perfekt – auf jede Frage der Jury hatte stets eine/r von uns eine geeignete Antwort parat. Als uns unser Coach beim Verlassen des Raums nahezu euphorisch eine „überragende Leistung“ attestierte, wussten wir, dass wir Großes geleistet hatten.

Doch gewonnen war noch nichts, alle fieberten auf die Preisverleihung hin. Die verbleibende Zeit mit Podiumsgesprächen, einem etwas bescheidenen Salat als Mittagessen, sowie den Besuch der „WELT“-Redaktion erlebten wir wie in Trance. Als dann endlich die Siegerehrung begann und unsere Kategorie – natürlich als letzte – angesagt wurde, war die Spannung fast unerträglich. Nun kam es also drauf an. Tim hielt schon Händchen mit einem aus dem „VoltVoyage“-Team, denn trotz aller Konkurrenz wussten wir deren Hilfe vor unserem Pitch sehr zu schätzen. Als der dritte Platz verkündet wurde, war weder unser noch deren Name zu hören. Wir hielten die Luft an und dann kam es: ,,VoltVoyage belegt den zweiten Platz“ sprach die Moderatorin ins Mikro – und wir waren die Gewinner von 10.000 Euro Preisgeld.

Wir erinnern uns nur noch grob an die Preisübergabe sowie die Worte, die wir ins Mikro stotterten. Was wir aber noch wissen ist, dass es für uns alle ein magischer Moment war. Im Anschluss folgten Interviews, es wurden Fotos gemacht, sowie im teuersten Ambiente, das wir bis dahin gesehen hatten, Currywurst mit Pommes gegessen. Und als wäre der Ablauf des Tages einem kitchigen Hollywood-Film entsprungen, stieß plötzlich Laura mit ihrem negativen PCR-Ergebnis wieder zu uns. Gemeinsam feierten wir unseren Erfolg im Journalisten-Club des Axel-Springer-Verlags bis in die Nacht.

Zu guter Letzt wollen wir uns bei Herrn Schneckenburger und Herrn Swoboda, die uns unterstützt und gecoacht sowie bei unserem Unternehmenspaten, der uns vieles ermöglicht hat, herzlich bedanken. Als Team haben wir im vergangenen Jahr viele Höhen und Tiefen erlebt und sind nun sehr stolz, so etwas Tolles auf die Beine gestellt zu haben. Letztendlich haben wir neben den 10.000 Euro auch viele Erfahrungen und sowie neue Freunde gewonnen – und eine unvergessliche Zeit gehabt.